Kunst darf nichtüberall alles
Wie Egon Schieles Werke auch noch nach 100 Jahren Aufsehen und Gemüter erregen.
Egon Schiele wagte um 1900, was auch heute noch für Aufregung sorgt: Die explizite und schonungslose Darstellung von Nacktheit. 100 Jahre später treffen seine Werke selbst in einer scheinbar aufgeklärten Gesellschaft einen wunden Punkt. Schieles expressionistische Zurschaustellung von nackten Körpern ist offensichtlich noch immer zu gewagt – was im Zuge der Bewerbung für das Jubiläumsjahr der Wiener Moderne 2018 dazu führte, dass seine Akte nicht unverhüllt in der Öffentlichkeit gezeigt werden durften.
#ToArtItsFreedom Wegen großer Aufregung verlängert.
Auch in New York regt Schiele zum Diskurs über die Freiheit von Kunst an. Von Mitte April bis Mitte Mai findet die Kampagne zur Wiener Moderne nach Großbritannien und Deutschland nun in den Vereinigten Staaten ihre Fortsetzung und zeigt, dass auch hier der Umgang mit Kunst in der Werbung ein kontroverses Thema ist. „Still too daring“ sind die 100 Jahre alten Werke für New Yorker U-Bahn- und Busstationen, in denen nicht einmal gemalte weibliche Brustwarzen gezeigt werden dürfen,
während Magazine wie „The New Yorker“ keinen Grund sehen, ihrer Leserschaft die weltberühmten Akte vorzuenthalten. Besonders spektakulär: Die unzensierte Darstellung von Schieles „Liegende Entblößte“ im öffentlichen Raum, die so bisher nur in Wien erlaubt wäre, ist auf einem riesigen Fassadengemälde in New York’s SoHo zu sehen. Ganz im Gegensatz zu den vermeintlich aufgeschlosseneren europäischen Metropolen, die das Motiv sogar in zensierter Form ablehnten.
#Derkunstihrefreiheit
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Alles sehen – nur in Wien
Zur Bewerbung der wohl wichtigsten Kunst- und Kulturepoche Wiens sowie seiner prominentesten Vertreter war ursprünglich angedacht, Akte von Egon Schiele in deutschen und britischen Metropolen groß zu inszenieren. Seine weltberühmten Werke sollten in voller Pracht große Plakatstellen, ganze Hauswände und Citylights schmücken und mit der Frage, ob Schieles Kunst hundert Jahre nach dessen Tod von der Gesellschaft als immer nochzu gewagt empfunden wird, den Bogen ins Hier und Heute spannen.
In Wien so durchaus machbar, jedoch in London, Hamburg oder Köln unmöglich – was als Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Kunst- und Kulturangebot der Wiener Moderne geplant war, lehnten die Werbestellenvermarkter beider Länder aufgrund von Vorschriften zur Sittlichkeit im öffentlichen Raum ab. Die Werke konnten nicht wie geplant im Orginal gezeigt werden.
Nach vielen Experimenten mit unterschiedlichen Arten der Abdeckung wählte man eine großflächige Version,
um allen Vorgaben gerecht zu werden und um überhaupt Werbung im öffentlichen Raum für einen der größten Künstler seiner Zeit machen zu können. Mit den Absagen ursprünglich bestätigter Sujets in Sozialen Medien und klassischen Onlinemedien stellt sich die Frage nach der Verträglichkeit nackter Tatsachen auch im virtuellen Raum.
Mit diesen Vorgaben wurde auch die Antwort zur in der Kampagne gestellten Frage geliefert: Schieles Kunst ist auch heute noch vielen zu gewagt.